Die Buchungssituation verunsichert gegenwärtig die deutsche Reisebranche. Es ist weniger eine sinkende Zahl an Gästen, die beunruhigt, vielmehr ist es der spürbare Preisdruck.

Wieder einmal starten die großen Kreuzfahrtreedereien den Versuch, vor allem den Onlinern die Nutzung ihres Markenamens zu verbieten. Das ist nach allgemeiner Rechtsauffassung zwar unwirksam, aber es wird immer wieder versucht. Dahinter steht das Bemühen der Reedereien, den Direktvertrieb weitgehend zu sich zu ziehen und nicht den Online-Portalen zu überlassen. Bislang ignoriert der Vertrieb alle Bemühungen der Produzenten. Aber dieses Mal verschärfen die Anbieter ihre Bemühungen.

In der Vergangenheit richtete sich der Zorn der Reeder vor allem gegen das An-Bord-Guthaben, mit dem vor allem Kreuzfahrtberater aus Ahrensburg sogar im Namen warb. Auch wenn alle anderen Wettbewerber sich zunächst durch diesen Dauerrabatt geschädigt sahen, verebbten die Angriffe gegen den Ahrensburger Konkurrenten, wohl auch, weil inzwischen fast alle Onliner, bis auf kreuzfahrten.de, mit ähnlichen Nachlässen werben, wenn auch nur sporadisch.

Nun versuchen die großen Unternehmen wie AIDA, MSC oder TUI Cruises, fast wie abgesprochen, wieder einmal, ihren Anspruch auf den Schutz ihrer Marken am Markt durchzusetzen. Die Reaktion dürfte zunächst ähnlich wie in der Vergangenheit ausfallen. Bei MSC beispielsweise ist es für die Onliner nicht sehr schwierig, ihre Kunden auf andere Angebote umzulenken. Das spürt der Vertrieb der Reederei sofort und knickte bisher immer ein, wenn es in der Frage der Nennung der Marke zum Streit kam. Bei TUI Cruises dürfte es eher zu einer zurückhaltenden Reaktion kommen, da das Unternehmen große Buchungsvolumina von den Onlinern erhält. Hier wird größerer Wert auf die Stärkung des Reisebüro-Vertriebs gelegt als auf die Steigerung der Direktbuchungen.

Als Marktführer bemüht sich AIDA Cruises seit Jahren durch eine strenge Auslegung der Agenturverträge die Nennung des Namens in der Werbung der Vertriebe zu unterbinden. Mit Kreuzfahrtberater wird seit vielen Jahren vor einem Gericht in Rostock ein teilweise erbitterter Streit geführt, sehr zur Überraschung von Juristen. Da jedoch die Materie für ein Gericht schwierig zu beurteilen ist und erst in höheren Instanzen auch die Beurteilung sachgerechter erfolgen kann, schleppt sich das Verfahren hin. Erst durch den Verkauf von Kreuzfahrtberater an ein britisches Online-Portal, das seine guten Beziehungen zur Carnival-Gruppe in UK nicht durch diesen Prozess aufs Spiel setzen möchte, könnte es jetzt zur Beendigung des Streits kommen. Allerdings dürfte AIDA dabei kaum auf die bisherigen Forderungen bestehen. Erst wenn die Reederei eine Garantie abgibt, damit Kreuzfahrtberater künftig in Ruhe arbeiten kann, dürfte sich der Streit durch einen Kompromiss beenden lassen. Erstaunlich ist die Ruhe, die die anderen betroffenen Vertriebe bewahren. Beim Reisebüro Nees heißt es, da man schon seit Monaten keine Anzeigen mehr bei Google schalte, entfalle jede Vertragsdiskussion. Die Mitbewerber vertrauen offensichtlich darauf, dass auch jetzt die neue Initiative der Reedereien wie bisher im Sande verläuft.

Besser wäre es wohl, durch einen Musterprozess einmal feststellen zu lassen, wie weit die Reedereien mit ihren Forderungen gehen können, meinen Juristen. Das kann aber auch hinter den Kulissen geschehen, beispielsweise durch die Kreuzfahrt-Initiative, die sich in ihrer Satzung dem Fairplay verpflichtet fühlen sollte. Hier sind auch Onliner Mitglieder und die Initiative könnte einmal beweisen, dass ihre stolze Angabe, sie vertrete mehr als 300 Millionen Euro Umsatz, nicht nur als „Papiertiger“, sondern möglicherweise wie gewünscht als Zeichen der Stärke interpretiert werden kann.

Der gesellschaftliche Wandel in vielen Ländern ist auch in Europa spürbar. Es ist aber nicht nur eine Kräfteverschiebung, die zunehmend deutlicher wird. Auch die Kommunikation verändert sich. Das hat auch Auswirkungen auf die Tourismusindustrie, teilweise mit erstaunlichen, fast skurrilen Folgen. So berichtete „Der Spiegel“ kürzlich über den Pragser Wildsee (Italienisch: Lago di Braies), eine Oase inmitten der Südtiroler Alpen. Weit entfernt von jeglichem touristischen Interesse, denkt man. Doch trotz seiner versteckten Lage zwischen den Bergen, ist der See längst kein Geheimtipp mehr. Das liegt vor allem an der Foto-Plattform Instagram. Dort finden sich unter dem Schlagwort #lagodibraies mehr als 150.000 Fotos des Sees aus allen möglichen Perspektiven. Und jeden Tag werden es mehr. „Da muss ich auch hin!“, lauten die Kommentare unter vielen Fotos. Orte wie der Pragser Wildsee werden zu kleinen Berühmtheiten, manche sogar zu regelrechten Instagram-Wallfahrtsorten. Plötzlich in den sozialen Medien bekannt geworden, können die Destinationen dem Ansturm allerdings nicht immer standhalten.

Als ein italienischer Blogger vergangenes Jahr einen Post über das Verzascatal in der Schweiz veröffentlichte, erlebte das Dorf eine kaum zu bewältigende Besucherwelle. Lokale Medien berichteten von kilometerlangen Staus, wild parkenden Fahrzeugen und Müllbergen. Anwohner waren nur noch genervt.

Solche Blogger oder Influencer, auf Deutsch etwa „Meinungsmacher“, haben über soziale Medien eine enorme Reichweite. Was sie veröffentlichen, machen andere oft nach. Das kann den Tourismus ankurbeln, aber auch negative Folgen haben. „Die Orte haben wenig Kontrolle darüber, welche Inhalte in den sozialen Medien landen“, sagt Laura Jäger, Referentin bei TourismWatch, einem Informationsdienst, hinter dem das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt steckt und der sich für nachhaltigen Tourismus einsetzt. „Reisende müssen sich bewusst machen, wie sich ihr Verhalten in den sozialen Medien auf die Zielgebiete und Menschen vor Ort auswirken kann, und verantwortungsvoll damit umgehen.“ Ein frommer Wunsch, fernab jeglicher Realität. Denn wohin man blickt, schießen Menschen Fotos, inszenieren sich oder ihre Umgebung für den perfekten Urlaubsschnappschuss. Das gilt übrigens auch für Facebook und andere soziale Medien.
Was hinter der Smartphone-Linse passiert, zeigen die Fotos der Instagram & Co.-Idylle allerdings nicht. Schadet es am Ende einem Ort, wenn er für Fotos ausgeschlachtet wird? Für solche Orte, die sich besonders gut für Fotos eignen, gibt es mittlerweile sogar ein Fachwort: Instagramability. Eine britische Studie des Ferienhaus-Versicherers Schofields Insurance ergab 2017, dass 40 Prozent der 18- bis 33-Jährigen ihre Reiseziele nach deren Instagramability aussuchen.

Das Phänomen ist also bekannt. Aber wie gehen die Produzenten touristischer Angebote damit um? Dort hat sich inzwischen der Erfolg der Influencer herumgesprochen und auch Reaktionen ausgelöst. Wie so oft, musste auch das Influencer-Marketing erst einmal lernen, mit neuen Methoden und deren Bewertung umzugehen. Nach Expertenmeinung zählen dazu von allem die Qualität der Influencer, also Professionalität, Authentizität, Image und Vernetzung. Und auch qualitativ müssen Kriterien wie Followerzuwachs, Interaktionsrate und natürlich Regelmäßigkeit stimmen. Das erfüllt inzwischen eine Reihe von Teilnehmern, so dass Schätzungen davon ausgehen, dass das Influencer Marketing auf dem Weg zum Milliardenmarkt ist. Das glaubt jedenfalls Goldmedia Consultant Tim Prien, der auf der ITB dazu ein vielbeachtetes Referat hielt. Rund 30.000 deutschsprachige Instagrammer, YouTuber & Co. gebe es in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH). Insgesamt erzielten die Influencer im Jahr 2017 Nettoerlöse (monetär und nicht-monetär) in Höhe von rund 560 Millionen Euro. Diese Entwicklung gehe weiter: Nach Goldmedia-Prognosen werde der Markt für Influencer Marketing in der DACH-Region jährlich um rund 20 Prozent zulegen und damit 2020 bereits an der Milliardengrenze, allein in Deutschland bei 800 Millionen Euro, ankommen. Damit stiege das Influencer Marketing auf knapp ein Sechstel der TV-Werbeumsätze (Netto), so Prien.

Zu stoppen ist diese Entwicklung nicht. Dennoch versuchen verschiedene Organisationen, zumindest Regeln aufzustellen. Für die Netzbetreiber, die ihren Erfolg der völligen Freiheit und Freizügigkeit verdanken, die ihre kaum kontrollierbaren Kunden genießen, ein unerwünschter Eingriff. Marketingexperten stört das weniger. Solange sie Erfolge für ihr Produkt, ihre Dienstleistung erreichen können, nutzen sie fast jede Gelegenheit. Das Influencer Marketing gehört mit steigender Priorität dazu.

Bei einem kurzen Rückblick auf das Kreuzfahrtjahr 2018 fällt auf, der Umweltschutz mit seinen vielfältigen Facetten bestimmte wichtige Teilgebiete der Branche. Zunächst einmal: Noch nie wurden in den vergangenen Jahren so oft von den Werften Verspätungen beim Bau neuer Schiffe gemeldet wie in diesem Jahr. Fast immer waren es neue Techniken, die den Emissionsausstoß verringern sollten, die als Grund für die Bauverzögerungen angegeben wurden. Ab 2020 darf nur noch Treibstoff verfeuert werden, der maximal 0,5 Prozent Schwefel enthält. Heute liegt der Grenzwert bei 3,5 Prozent. Und weil der saubere Sprit teurer ist, wird Strom als Energiequelle attraktiver. Vor allem kleinere Werften beherrschten zunächst die Technik nicht und sind zu kapitalschwach, um die dafür hohen Investitionen aufzubringen. Die Folge waren die Verspätungen, von denen z. B. die norwegischen Hurtigruten, der australische Veranstalter Scenic Tours, der portugiesische Investor Mystic Invest oder die Genting Hong Kong-Gruppe betroffen waren.

Erstaunlicherweise waren es nicht die mit LNG angetriebenen Motoren, die Probleme bereiteten, sondern vor allem Hybrid-Motoren. Als Hybridantrieb bezeichnet man die Kombination verschiedener Techniken für den Antrieb. Eine Kombination wäre beispielsweise Batterien und Marine Gas Oil einzusetzen. Da die Akkus heute noch keine lange Leistungsdauer haben, müssen die Unternehmen noch warten, bis ein vollelektrischer Antrieb möglich sein wird, eine Technik, der mehr Zukunftschancen eingeräumt werden als dem LNG-Einsatz. Denn LNG gilt eher als mittelfristige Übergangstechnik. Es reduziert nach aktuellem Stand den für die Klimaerwärmung problematischen Ausstoß von klimawirksamen Gasen (insbesondere CO2 und Methan) um höchstens 20 Prozent.

Eine weitere neue Antriebskraft ist Wasserstoff. Der als Treibstoff dienende Wasserstoff ist keine Primärenergie, sondern muss analog zur Stromerzeugung aus Primärenergie hergestellt werden. Die Energie wird bei der chemischen Reaktion in einem Wasserstoffverbrennungsmotor oder in einer Brennstoffzelle teilweise wieder freigesetzt. In diese Technik setzen viele Fachleute die größten Hoffnungen. Ärger und hohe Kosten verursachten auch die ersten Scrubber, Gaswaschanlagen, die es in mehreren Varianten gibt und die erst nach einigen Praxiserfahrungen sicherer wurden.
Der Umweltschutz setzte jedoch auch an anderen Stellen an Bord Akzente. So beginnt gerade erst das Verbot von Plastik Wirkung zu zeigen und der Einsatz von Materialien wird zunehmend auf seine Nachhaltigkeit und Wiederverwendung geprüft. Recycelt werden inzwischen auch das Grauwasser, das die Häfen abnehmen müssen und der Müll.

Das verursacht erst einmal höhere Kosten, die von mancher Reederei nur schwer zu verkraften sind, Der einfache Weg, sie an die Kunden weiter zu geben, ist angesichts des harten Preiswettbewerbs keine nachhaltige Lösung. Denn der Kunde verlangt zwar nach perfektem Umweltschutz, will dafür aber selten bezahlen. Umfragen in Reisebüros ergeben bisher noch immer, dass der Umweltschutz keinen Einfluss auf die Wahl des Urlaubsziels hat. Der Preis steuert weitgehend die Nachfrage.

Nach den vielen Rückblicken auf 2018 ist es nun an der Zeit, einmal einen Blick in die Zukunft zu wagen. Auch dazu gibt es eine Reihe von Daten, Umfragen und Analysen. Weltweit erwarten die Wissenschaftler aufgrund der gestörten Handelsbeziehungen zwischen den beiden Supermächten China und den USA einen Dämpfer. Das weltweite Wirtschaftswachstum dürfte daher die Wachstumsquote von leicht mehr als drei Prozent 2019 nicht mehr erreichen. Gegenwärtig wird aber immerhin noch von 2,9 Prozent ausgegangen.

Deutsches Wirtschaftswachstum deutlich abgeschwächt

Auf die Bundesrepublik trifft diese Prognose nicht zu. Hier werden inzwischen nur noch 1,7 Prozent Zuwachs erwartet, gegenüber 2,3 Prozent, die noch vor wenigen Monaten prognostiziert wurden. Eine deutliche Konjunkturabschwächung. Außerdem zeichnet sich in Deutschland die Wirkung einer zunehmend folgenschweren Veränderung ab. Mit dem in den 1970er-Jahren eingeschlagenen Neoliberalismus öffnet sich Jahr für Jahr die Schere zwischen „arm“ und „reich“ immer mehr. Das bedeutet, zur Stützung der Bürger, die unter und knapp über der Armutsgrenze liegen, muss immer mehr Kapital zur Verfügung gestellt werden. Das ist machbar, solange die Arbeitslosenquote – wie gegenwärtig – unter fünf Prozent liegt und die Staatseinnahmen dank florierender Wirtschaftszweige über den Etats der Staatshaushalte liegen. Allerdings ist die Schlussfolgerung daraus, Deutschland sei ein reiches Land, wie es vor allem Politiker aus durchsichtigen Gründen permanent wiederholen, trügerisch. Denn durch die starke Erhöhung der Sozialausgaben wurden andere ebenfalls sehr wichtige Aufgaben sträflich vernachlässigt. Das Ergebnis: eine bisher in ihrem Ausmaß unbekannte marode Infrastruktur mit einem kaum noch zu beziffernden Reparaturbedarf, ob im Straßen- oder Brückenbau, bei der Bundesbahn, beim Ausbau von Flüssen und Kanälen bis hin zur fehlenden Vernetzung der
bundesweiten Stromtrassen, die der übereilt beschlossenen Schließung der Atom- und jetzt auch Kohlekraftwerke nicht folgen kann und der Bundesrepublik die höchsten Strompreise in der EU beschert.

Schlüsselindustrien stehen zunehmend vor Herausforderungen

Auch für die Bauindustrie wurden falsche Signale gesetzt. Zwar werden dringend neue Wohnungen gebraucht, aber eine Unzahl von Vorschriften, die sich teilweise sogar widersprechen, hindern Investoren, in den preiswerten Wohnungsbau zu investieren, da sich die Rendite trotz hoher Mieten nicht lohnt. Die Politik hat es auch hier versäumt, die schon vor vielen Jahren erkennbare Wohnungsnot durch die regelmäßige Stärkung des sozialen Wohnungsbaus abzumildern. Das gilt auch für den Schulbau. Weit mehr als 50 Prozent aller deutschen Schulgebäude sind renovierungsbedürftig und dazu noch schlecht ausgerüstet.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die gegenwärtige Berliner Koalition, die ihren Haushalt auf der Maxime, keine neuen Schulden zu machen, aufbaut, die Kraft hat, die Weichen spürbar neu zu stellen. Aber auch beim „weiter so wie bisher“ muss die Wirtschaft florieren. Eigentlich auch das vorrangige Ziel jeder Unternehmensführung, die im Neoliberalismus davon profitiert, dass sie weitgehend frei von staatlichen Zwängen agieren kann. Aber in den vergangenen Jahren erlebten mehrere Schlüsselindustrien dabei schwere Rückschläge. Das Bankensystem strauchelte in eine schwere Krise, mit ausgelöst durch fehlende behördliche Aufsichten. Landesbanken, von Politikern in den Aufsichtsräten überwacht, verstrickten sich in dubiosen Geschäften, andere Institute erfanden riskante Derivate. In der Autoindustrie ist vor allem in Deutschland ebenfalls die Politik maßgeblich daran beteiligt, mit übertriebenen Schadstoff-Grenzwerten einen Industriezweig zu schädigen, auf dessen wirtschaftlichen Ergebnissen ein großer Teil des Wohlstandes basiert. Bisher ist nachweislich noch kein Bürger an einer CO2-Vergiftung gestorben, es sei denn, er wählte einen Suizid im eigenen Wagen. Natürlich ist der Betrug, mit dem die Autobauer auf die schwer einzuhaltenden Vorschriften reagierten, strafwürdig. Eine Folge von Ursache und Wirkung. Ähnliches gilt für die Chemieindustrie und die Landwirtschaft. Nuturschutz ist wichtig, kann aber ohne Augenmaß sehr schnell zu einem großen Schaden führen, für den dann niemand mehr verantwortlich sein will.

Die „Großwetterlage“ hat natürlich auch Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Für sie werden die Zukunftserwartungen recht präzise durch Umfragen erarbeitet. Eine davon liefert die Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt. Dort heißt es, das Geschäftsklima im Mittelstand setze die Entwicklung des Vormonats fort und gehe – geprägt von auf hohem Niveau nachlassenden Lageeinschätzungen und deutlich pessimistischeren Erwartungen – um 3,1 Zähler nach unten. Mit 11,2 Saldenpunkten liege es jedoch noch immer auf einem weit überdurchschnittlichen Niveau, das bis zum Stimmungsboom der beiden vergangenen Jahre kaum erreicht wurde, so das aktuelle KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer. Danach sinken die Lagebeurteilungen der Mittelständler um 1,6 Zähler auf 24,9 Saldenpunkte, können aber angesichts des vorangegangenen stürmischen Anstiegs seit Ende 2016 immer noch als exzellent angesehen werden.

Abwärtstrend beim Geschäftsklima

Ganz anders die Geschäftserwartungen: Sie geben um 4,5 Zähler deutlich nach und liegen nun mit minus 1,4 Saldenpunkten erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder leicht unter dem langjährigen Durchschnitt.

Das Geschäftsklima der Großunternehmen kehrt nach einer zaghaften Erholung im Vormonat wieder auf den seit mehr als einem Jahr vorherrschenden Abwärtstrend zurück. Es sinkt um minus 1,4 Zähler auf 6,1 Saldenpunkte, was einerseits auf eine verschlechterte Lage (minus 1,7 Zähler auf 15,3 Saldenpunkte) und andererseits auf eine pessimistischere Zukunftseinschätzung (minus 1,1 Zähler auf minus 2,4 Saldenpunkte) zurückgeht.

Beim Blick auf die Branchen zeigen sich die kleinen und mittleren Unternehmen besonders skeptisch: Ihre Geschäftserwartungen sinken rapide um 6,6 Zähler auf minus 7,3 Saldenpunkte, ebenso wie ihre Exporterwartungen (minus 5,8 Zähler). Die Lageeinschätzung hält sich demgegenüber auf einem hohen Niveau (plus 0,4 Zähler auf 22,0 Saldenpunkte). Insgesamt geht das Geschäftsklima der mittelständischen Industrie um 3,4 Zähler auf 6,5 Saldenpunkte nach unten. Leicht positiv entwickelt sich außerdem das Geschäftsklima der mittelständischen Einzelhändler (plus 0,6 Zähler auf 12,2 Saldenpunkte), während sich die großen Einzelhändler deutlich pessimistischer zeigen (minus 5,4 Zähler auf minus 6,5 Saldenpunkte).

„Schon seit längerer Zeit gehen die Lage- und Erwartungseinschätzungen immer weiter auseinander. Man könnte daraus schließen, dass der konjunkturelle Schwung weiter nachlässt. Allerdings haben die Lagebeurteilungen die konjunkturelle Dynamik zuletzt häufig überzeichnet. Deshalb bedeuten die nüchternen Geschäftserwartungen für das erste Halbjahr 2019 nicht automatisch ein geringeres BIP-Wachstum als im Vorjahr, sondern sie könnten auch von den zuletzt mehrfach abwärts revidierten Konjunkturprognosen beeinflusst worden sein“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. „Zudem ziehen hartnäckige Konjunkturrisiken wie ein Brexit ohne Austrittsabkommen oder eine Anhebung der US-Zölle auf europäische Automobile die Erwartungen nach unten. Solange sich aber die akutesten Risiken in den nächsten Monaten nicht materialisieren, dürfte die deutsche Wirtschaft dank einer starken Binnennachfrage mit einem ordentlichen Tempo weiter wachsen. KfW Research rechnet für 2019 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent.“

Schwächelt auch die Kreuzfahrt?

Der Trend gilt auch für die Kreuzfahrtindustrie. Die etwas pessimistischeren Erwartungen basieren unter anderem auf einer zunehmenden Digitalisierung im Vertrieb, der vor allem den stationären Vertrieb – vor allem Reisebüros – vor große Probleme stellt und sie dazu zwingt, über Plattformen nachzudenken, die einzelne Mittelständler kaum darstellen können. Und es verändert sich allmählich auch die Zahlungskraft der Nachfrager. Es kommen jetzt zunehmend ältere Menschen hinzu, die nicht mehr über die üppigen Renten und Reserven verfügen wie die Pensionäre vergangener Jahre. Mit einiger Spannung sieht die Kreuzfahrtindustrie daher auf die Geschäfte in den kommenden zwei Monaten. Im Dezember 2018 war die Nachfrage nach Kreuzfahrten nach Aussage der Reisebüros erstaunlich schwach trotz der Frühbucherangebote. Sollte das bereits ein Warnzeichen für das Jahr 2019 gewesen sein? Darauf werden die Zahlen der eigentlich verkaufsstarken Monate Januar und Februar eine erste Antwort geben.

Das Konzept von AIDA Cruises wurde früher als innovativ, modern und dem Zeitgeist entsprechend gefeiert. Das ist lange her, die Reederei ist in der Zwischenzeit jedoch kräftig gewachsen und erhält weiter zusätzliche Tonnage. Am Konzept hat sich allerding wenig geändert. Bis auf die Umstellung von einem Club- zu einem gewöhnlichen Kreuzfahrtunternehmen hat sich wenig getan. Hervorzuheben ist allenfalls die Anpassung des Entertainments dank eines Verantwortlichen, der erkannt hat, dass der Kunde auch an Bord seine täglichen Unterhaltungsgewohnheiten nicht aufgeben möchte. Das Fernsehen besteht heute weitgehend aus Quizsendungen und Unterhaltungsformaten, an denen das Publikum beteiligt ist. Das erwarten die Passagiere auch an Bord Zusätzlich verlangen vor allem Jugendliche Live-Auftritte von Bands. Das nennt man Zeitgeist.
In allen anderen Bereichen hat das AIDA-Konzept inzwischen jedoch kräftig Staub angesammelt und das dürfte das Unternehmen zunehmend in Schwierigkeiten bringen. Das beginnt mit der Gastronomie, die auf allen weltweit kreuzenden Schiffen zu einem der wichtigsten Kriterien geworden ist. Das Buffetkonzept an Bord der AIDA-Schiffe erleichtert zwar die Abfertigung großer Menschenmassen und spart Personal, aber Kunden, die bereit sind, mehr zu zahlen – und die braucht AIDA immer dringender – lassen sich nicht mit einem Teller vom Fernsehkoch Tim Mälzer abfertigen. Sie verlangen Spezialitätenrestaurants mit hochwertigen Speisen und dem passenden Ambiente.

Dieser höherwertige Gast kommt gegenwärtig sicherlich nicht an Bord eines AIDA-Schiffs oder wenn, nur einmal. Denn er will für sein Geld auch entsprechend besonders behandelt werden. Viele große Reedereien haben dafür abgetrennte Bereiche im Schiff geschaffen und sie entsprechend hochwertig ausgestattet und abgeschirmt. Die wesentlich größere Wertschöpfung rechnet sich. Butler-Service, eigene Restaurants und Freiflächen, besondere Bevorzugung bei Terminen im Unterhaltungs- und Spa-Bereich gehören für dieses Klientel, das keineswegs auf andere Angebote an Bord verzichtet, sich aber auf Wunsch abgrenzen will, zum selbstverständlichen Angebot. Erste Ansätze in diese Richtung auf den Schiffen der Hyperion-Klasse kommen deutlich zu spät. Statt dessen müssen mit Hilfe von rabattierten Preisen, wie eine Woche Mittelmeer unter 500 Euro mit Flug die Betten gefüllt werden mit Gästen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Wettbewerber wie MSC oder Norwegian haben den Preismix längst als lukrativ und erfolgreich erkannt. Ihr Club-Konzept kommt an. Warum verzichtet AIDA darauf, auch ein höherwertigeres Klientel zu gewinnen, statt einem allmählichen Absinken des Niveaus an Bord tatenlos zuzusehen? Dieser Kurs verunsichert immer mehr Agenturen, denen eine Auffrischung des Konzeptes mehr als recht wäre – auch im Hinblick auf ihre Provision.

Zu dem verstaubten Konzept gehören auch die Landausflüge. Auch dort gibt es viele zahlungskräftige Kunden, die gerne auf die üblichen Angebote verzichten und einige „besondere“ Ausflugsvorschläge erwarten. Wie erfolgreich man damit sein kann, zeigt ein Hamburger Startup-Unternehmen, deren Gründer übrigens vorher bei AIDA gearbeitet haben und dort die Schwächen des Produktes kennenlernten.

AIDA gilt immer noch als Ertragsperle im Carnival-Konzern. Das liegt auch daran, dass durch die Zusammenlegung des Vertriebs mit der Muttergesellschaft Costa vor allem AIDA von dieser Kooperation profitierte. Costa beendete diese Konstellation inzwischen, der neu aufgebaute Vertrieb legte sofort zweistellig zu. Das dürfte die Verantwortlichen in Rostock noch nervöser gemacht haben und führt möglicherweise endlich einmal zu einer Überarbeitung des Gesamtangebots durch Angleichung an den erwähnten Zeitgeist. Selbst ein Schiff wie die EUROPA muss sich der Realität stellen, um keine Kunden zu verlieren, die ihre eigenen Wünsche haben. Eine Konzept-Überarbeitung ist bei AIDA aber auch für den Markt wichtig. Vom unangefochtenen Marktführer erwartet die Branche nicht nur Vorbildfunktionen in den Bereichen Umwelt, soziales Verhalten oder Sicherheit, sondern auch innovative Impulse.