MSC-Chef Pierfrancesco Vago findet den Vorstoß einiger Reedereien schwierig, ausschließlich gegen COVID geimpfte Passagiere an Bord zu lassen: „Wir sind eine Kreuzfahrtfirma für Familien. Ich selbst habe Kinder und ich bringe es nicht übers Herz, nur Geimpfte an Bord zu lassen. Ich müsste viele Familien ablehnen. Zudem waren wir die erste große Kreuzfahrtlinie, die ein eigenes COVID-Protokoll hervorgebracht hat. Wir setzten es in die Tat um und beförderten seit August letzten Jahres zehntausende Gäste völlig sicher. Sogar die Schweizer Behörden haben es sich angesehen.“ Dem Vorbild, ausschließlich geimpfte Passagiere an Bord zu lassen, werde sich MSC nur dort anschließen, wo es behördliche Vorgaben erforderten.
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In den kommenden Wochen wird der Kampf gegen das Corona-Virus in seine entscheidende Phase treten. Im zweiten und dritten Quartal 2021 stehen genügend Impfstoffe zu Verfügung, um eine immer größere Zahl an Menschen zu immunisieren. Damit ist eine wichtige Voraussetzung zur Wiederaufnahme des Tourismus im Sommer/Herbst 2021 geschaffen. Anders als 2020 sind hochwirksame Impfstoffe verschiedener Anbieter zugelassen, weitere werden noch folgen. Besonders gefährdeten Menschen kann so in den kommenden Wochen ein Impfangebot gemacht werden und damit sinkt auch der Druck auf die Gesundheitssysteme.
Außerdem stehen in ausreichender Zahl verlässliche und preisgünstige Schnelltests zur Verfügung. Ihr Einsatz kann sofort umgesetzt werden. Damit steigen die Aussichten, schon in diesem Sommer Reisefreiheiten wieder zu ermöglichen. In absehbarer Zeit wird es außerdem Medikamente geben, die das Virus bekämpfen.
Nach den aktuellen Berichten sind Start und Umsetzung der Impfkampagne in Israel und Großbritannien besonders erfolgreich. Nach derzeitiger Planung sollen alle Briten über 50 Jahre bis Anfang Mai ein Impfangebot erhalten. Bis Mitte Juli sollen dann 75 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, so dass Herdenimmunität erreicht wird. Das wird unmittelbare Auswirkungen auf das Buchungs- und Reiseverhalten der Briten für den Sommer 2021 haben. Der TUI-Konzern meldete bereits enorm hohe Buchungszahlen.
In der Übergangszeit können – insbesondere im Tourismus – Schnelltests eine wichtige Rolle spielen. Mit einheitlichen und verlässlichen Regelungen könnten Quarantäneverpflichtungen und geschlossene Grenzen überflüssig werden. Schnelltests statt Quarantäne ist daher auch eine Forderung der Reiseindustrie. Dabei spielt die Pauschalreise in der Pandemie weiterhin eine wichtige Rolle. Sie garantiert über alle Stufen des Reiseerlebnisses hohe Hygiene- und Sicherheitsstandards und ermöglicht so verantwortungsvolles Reisen auch in Zeiten der Pandemie.
Die Verpflichtung, oft eine Maske zu tragen, dürfte nur eine vorübergehende Maßnahme sein. Zwar wird es noch eine Zeit lang notwendig bleiben, das Tragen einer Maske vorzuschreiben, aber besonders außerhalb geschlossener Räume dürfte das bald überflüssig werden. Das gilt auch für die Abstandspflicht. Großveranstaltungen lassen sich nicht mit 1,5 Meter Abstand durchführen. Warum auch, wenn die Teilnehmer geimpft sind oder einen aktuellen Schnelltest vorweisen.
Die Ablehnung der deutschen Bundeskanzlerin, geimpften Menschen Privilegien einzuräumen, ist ethisch zwar zu verstehen, dürfte aber nicht praxistauglich sein. Immer mehr Kreuzfahrtunternehmen überlegen beispielsweise, an Bord ihrer Schiffe nur noch geimpftes Personal einzustellen und von den Passagieren entweder einen Impfschein oder einen aktuellen Schnelltest zu fordern, der auch noch beim Check-in vorgenommen werden kann. Trotzdem werden an Bord sicherlich einige Hygienevorschriften überleben. Die Reinigung der Luft in der Klimaanlage gehört dazu, das Aufstellen von Waschbecken und/oder Handreinigungsgeräten vor allen öffentlichen Räumen und auch eine Veränderung des Buffetangebots dürften Standard werden. Zumindest wird ein Teil des Angebots vom Buffet auf die Tische verlagert und damit der Andrang am Buffet vermindert. Auch für Corona-Fälle, die erst während einer Reise auftreten, muss künftig eine Quarantäne-Station permanent verfügbar sein.
So erfreulich auch der Erfolg der Pandemiebekämpfung in manchen Ländern ist, eine globale Eindämmung der Virusverbreitung wird es in diesem Jahr nicht geben. Betroffen ist davon vor allem die Hochseefahrt, die die Erlaubnis vieler Länder benötigt, in denen sie anlegen möchte und Landausflüge plant. Daher wird es unverändert viele Angebote geben, in denen den Passagieren lediglich „Besuche in einer Blase“ möglich sind – also Abschottung der Gruppe von Außenkontakten bei einer Besichtigung.
Was bei allen Sicherheitsvorkehrungen seitens der Veranstalter zumindest kurzfristig unsicher bleibt, ist die Reaktion der Kunden. Vertrauen in die Vorbereitungen der Anbieter und Akzeptanz der vorgesehenen Maßnahmen ist das eine, die Verunsicherung weiter Bevölkerungskreise das andere. Der Wunsch zu reisen, einen Urlaub auf dem Wasser zu verbringen und dabei auch Land und Leute zu besuchen und nicht einfach eine „Blaue Reise“ ohne Kontakt zu einem Zielgebiet aufzunehmen, ist sicherlich stark, wie die Vorbuchungen zeigen. Allerdings stecken in diesen Zahlen auch viele Anreize wie Rabatte, An-Bord-Guthaben oder andere Vergünstigungen als Anreiz, obwohl es bei der Überschuldung der Unternehmen eigentlich andersherum sein müsste. Über Preiserhöhungen dürfte momentan allerdings keiner nachdenken. Damit liegt der Schwerpunkt eher auf Kostenreduzierungen an Bord und an Land. Das Virus hat gezeigt, wo sich Einsparmöglichkeiten ergeben. Sie müssen nun konsequent umgesetzt werden.