Kreuzfahrtbranche - Umweltschutz will fast jeder

Bei einem kurzen Rückblick auf das Kreuzfahrtjahr 2018 fällt auf, der Umweltschutz mit seinen vielfältigen Facetten bestimmte wichtige Teilgebiete der Branche. Zunächst einmal: Noch nie wurden in den vergangenen Jahren so oft von den Werften Verspätungen beim Bau neuer Schiffe gemeldet wie in diesem Jahr. Fast immer waren es neue Techniken, die den Emissionsausstoß verringern sollten, die als Grund für die Bauverzögerungen angegeben wurden. Ab 2020 darf nur noch Treibstoff verfeuert werden, der maximal 0,5 Prozent Schwefel enthält. Heute liegt der Grenzwert bei 3,5 Prozent. Und weil der saubere Sprit teurer ist, wird Strom als Energiequelle attraktiver. Vor allem kleinere Werften beherrschten zunächst die Technik nicht und sind zu kapitalschwach, um die dafür hohen Investitionen aufzubringen. Die Folge waren die Verspätungen, von denen z. B. die norwegischen Hurtigruten, der australische Veranstalter Scenic Tours, der portugiesische Investor Mystic Invest oder die Genting Hong Kong-Gruppe betroffen waren.

Erstaunlicherweise waren es nicht die mit LNG angetriebenen Motoren, die Probleme bereiteten, sondern vor allem Hybrid-Motoren. Als Hybridantrieb bezeichnet man die Kombination verschiedener Techniken für den Antrieb. Eine Kombination wäre beispielsweise Batterien und Marine Gas Oil einzusetzen. Da die Akkus heute noch keine lange Leistungsdauer haben, müssen die Unternehmen noch warten, bis ein vollelektrischer Antrieb möglich sein wird, eine Technik, der mehr Zukunftschancen eingeräumt werden als dem LNG-Einsatz. Denn LNG gilt eher als mittelfristige Übergangstechnik. Es reduziert nach aktuellem Stand den für die Klimaerwärmung problematischen Ausstoß von klimawirksamen Gasen (insbesondere CO2 und Methan) um höchstens 20 Prozent.

Eine weitere neue Antriebskraft ist Wasserstoff. Der als Treibstoff dienende Wasserstoff ist keine Primärenergie, sondern muss analog zur Stromerzeugung aus Primärenergie hergestellt werden. Die Energie wird bei der chemischen Reaktion in einem Wasserstoffverbrennungsmotor oder in einer Brennstoffzelle teilweise wieder freigesetzt. In diese Technik setzen viele Fachleute die größten Hoffnungen. Ärger und hohe Kosten verursachten auch die ersten Scrubber, Gaswaschanlagen, die es in mehreren Varianten gibt und die erst nach einigen Praxiserfahrungen sicherer wurden.
Der Umweltschutz setzte jedoch auch an anderen Stellen an Bord Akzente. So beginnt gerade erst das Verbot von Plastik Wirkung zu zeigen und der Einsatz von Materialien wird zunehmend auf seine Nachhaltigkeit und Wiederverwendung geprüft. Recycelt werden inzwischen auch das Grauwasser, das die Häfen abnehmen müssen und der Müll.

Das verursacht erst einmal höhere Kosten, die von mancher Reederei nur schwer zu verkraften sind, Der einfache Weg, sie an die Kunden weiter zu geben, ist angesichts des harten Preiswettbewerbs keine nachhaltige Lösung. Denn der Kunde verlangt zwar nach perfektem Umweltschutz, will dafür aber selten bezahlen. Umfragen in Reisebüros ergeben bisher noch immer, dass der Umweltschutz keinen Einfluss auf die Wahl des Urlaubsziels hat. Der Preis steuert weitgehend die Nachfrage.