Die Pandemie fordert nicht nur ungewöhnlich viele Todesopfer, zerstört Existenzen und vermindert die Lebensqualität, sondern fordert auch von der Kreuzfahrtindustrie weitere große Opfer. Die Reedereien überprüfen zur Zeit mit spitzem Rotstift ihre Flotten und mustern so viele Schiffe aus, wie noch nie zuvor. Diese Schiffe landen entweder auf dem Secondhand-Markt oder werden in der Türkei, Indien, Italien oder Bangladesch abgewrackt oder umweltfreundlicher ausgedrückt – recycelt.
Carnival Corp., Miami, überdenkt gegenwärtig die künftige Anpassung der Geschäftsstruktur an die Pandemiefolgen. Die Flottenkapazität soll nun stärker als zunächst geplant reduziert werden und die Auslieferung der bereits bestellten Neubauten, an denen der Konzern festhalten will, zeitlich verschoben.
Die Cruise Lines International Organization hat ein umfassendes Konzept für die Wiederaufnahme des Kreuzfahrtbetriebes erarbeitet. Durch den Reeder ist rechtzeitig vor der Wiederaufnahme des Kreuzfahrtbetriebes ein Konzept vorzulegen, in dem dargestellt wird, unter welchen Bedingungen die Abfertigung am Terminal und die Kreuzfahrt durchgeführt werden soll.
Das Bundeskabinett hat in einer Sondersitzung branchenübergreifende Überbrückungshilfen in Höhe von 25 Milliarden Euro als Teil des Konjunktur- und Krisenbewältigungspakets beschlossen – ein wichtiger Schritt auch für Reisebüros. Grundvoraussetzung für die Förderfähigkeit ist ein erheblicher Umsatzeinbruch von mehr als 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus den bereitgestellten Mitteln können Unternehmen bis zu 80 Prozent der anfallenden Fixkosten von Juni bis August begleichen.
Wenn die Reisewirtschaft in Deutschland eine Zukunft haben soll und damit hunderttausende Arbeitsplätze gerettet und gesichert werden sollen, muss die Bundesregierung unverzüglich die Reisebüros und Reiseveranstalter finanziell in dieser Coranakrise unterstützen“, forderte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Dirk Inger, anläßlich einer Anhörung des Ausschuss für Tourismus im Deutschen Bundestag.
Die Interessengemeinschaft der Flusskreuzfahrt-Reedereien IG River Cruise (IGRC), Basel, hat einen Leitfaden für den sicheren Betrieb an Bord ihrer Schiffe verabschiedet und schafft damit die Voraussetzungen, ihren Betrieb baldmöglichst wieder aufzunehmen. Damit wissen nun auch die Reisebüros und ihre Kunden, was sie an Bord einer künftigen Flusskreuzfahrt erwartet.
Für die Reiseindustrie wird 2020 zu einem extrem schwierigen Jahr. Hinter der Branche liegen bereits mehrere problembeladene Jahre: heiße Sommer, lange Brexit-Verhandlungen, Thomas Cook-Insolvenz, technische Probleme bei Boeing. Alle Vorfälle belasten auch das touristische Geschäft und so fehlen vielen Unternehmen ausreichende Rücklagen, um die schwere Corona-Krise zu überstehen.
Cruise Lines International Association (CLIA), weltweiter Verband der Kreuzfahrtindustrie, arbeitet gegenwärtig zusammen mit lokalen Behörden und internationalen Regierungen sowie mit führenden Gesundheitsexperten, den eigenen Mitgliedern und Zulieferern an einer weltweiten Koordinierung zur Rückkehr der Kreuzfahrt auf die Weltmärkte.
Der weltweit größte Anbieter von Flusskreuzfahrten, der gegenwärtig 79 Schiffe einsetzt, zu denen bis 2021 noch vier weitere hinzukommen, rechnet in diesem Jahr kaum noch mit einer Wiederaufnahme der Reisen. „Es kann sein, dass wir innerhalb einiger Ländergrenzen wie Frankreich, Niederlande, Deutschland oder Österreich auf dem Rhein, der Mosel, Elbe, Donau oder der Rhône ausgesuchte Touren versuchsweise anbieten werden, aber das hängt von den Vorschriften und noch mehr von der Nachfrage ab“, heißt es in Los Angeles, der Zentrale der Reederei.
Die Frage, wann Kreuzfahrtschiffe wieder ihre Reisen aufnehmen können, wird unterschiedlich beantwortet. Die zahlreichen Kontakt- und Beschäftigungsverbote, die Abschottung ganzer Länder, Regionen und Häfen lassen seriöse Planungen nicht zu. Daher verstummt der Ruf nach Kriterien, die eine Perspektive schaffen, wie und wann es zu einer Rückkehr zur Normalität kommt, nicht. Der erfolgsverwöhnten Kreuzfahrt stehen harte Zeiten bevor. Die Redewendung „Über rauhe Pfade gelangt man zu den Sternen“ (per aspera ad astra) beschreibt den bevorstehen den Weg zurück.